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Es werden Posts vom Oktober, 2020 angezeigt.

Ein Meisterwerk am Buchhimmel

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  Der Schriftsteller und Künstler Kurt Schwitters wird 1887 in Hannover geboren. Im Nationalsozialismus zur Flucht gezwungen emigriert er 1937 nach Norwegen, später dann nach England. Das Kunstwort "Merz" geht auf ihn zurück. Ulrike Draesner schreibt über Schwitters in einer Mischung aus Fakten und Fiktion. Sprachlich wunderbar, sehr bildlich und absolut tiefgründig erzählt die Autorin die Geschichte und das Leben eines bemerkenswerten Menschen. Diese Lektüre ist ein absolutes Bücher-Highlight! Zu erwähnen ist bei diesem Buch übrigens auch der Schutzumschlag, der sich auf seine doppelte Größe auffalten lässt und im Inneren den Lebenslauf Schwitters beinhaltet. "Schwitters" ist im Penguin Verlag erschienen und hat 480 Seiten. 

Werde der, der du bist

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Nicolas ist ein erfolgreicher Unternehmer. Er hat die Pharmafirma seines Vaters geerbt und fühlt sich verpflichtet, diese weiterzuführen. So wirklich zufrieden ist er damit allerdings nicht. Richtig bewusst wird ihm das, als sein Onkel Valentin stirbt und Nicolas dessen Villa im Süden erbt. Bereits im Sommer nach seinem Abitur fuhr Nicolas mit Valentin zum ersten Mal an diesen magischen Ort. In der Villa fühlte er sich damals frei und konnte mit Valentin wunderbar philosophieren. Sein Onkel war es, der immer versucht hat, ihm den Blick für das Wesentliche im Leben zu öffnen. Ursprünglich träumte Nicolas davon, Schriftsteller zu werden. Dieses Bedürfnis wird in ihm wieder geweckt, als er mit seiner Frau und seinem Sohn erneut im Süden ist, um sich um Valentins Beerdigung und den Verkauf der Villa zu kümmern. Bas Kast, der das Bestseller-Sachbuch "Der Ernährungskompass" geschrieben hat, erzählt diese Geschichte wunderbar leicht und schön. Nicht nur Nicolas denkt über sein

Jammern auf hohem Niveau

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Die Spiegel-Bestsellerautorin Maja Lunde hat große Dystopie-Romane geschrieben. Ihr neuestes Werk jedoch ist kein Roman sondern ein tagebuchartiger Bericht über die Anfangszeit des Lockdowns. Die Autorin schreibt über ihre Empfindungen, ihre Gefühle und erzählt von ihrem Tagesablauf während einer Zeit von 18 Tagen im März 2020, in der sich ihr Alltag coronabeding schlagartig verändert hat. Mit ihrem Mann und den drei Söhnen lebt Maja Lunde in einem Haus in Norwegen, genauer gesagt in Oslo. Die Erwachsenen im Homeoffice, die Jugendlichen zum Homeschooling gezwungen, Kontaktbeschränkungen, Ausgangsbeschränkungen - Situationen, die im März 2020 zu Beginn der Pandemie der Großteil von uns erlebt hat und nach wie vor erlebt. Lunde bringt ihre Probleme, Sorgen und Ängste zu Papier. Mir war dies alles zu negativ und vor allem zu oberflächlich geschrieben. Die Autorin hat eine intakte Familie und keine finanziellen Probleme. Eine positive Lektüre, die Mut macht und den Mensche

Kurzweiliger Oberbayern-Krimi

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"Bayrische Gemütlichkeit trifft auf norddeutschen Tatendrang - ein charmanter Krimi mit hintergründigem Witz." So wird Inga Perssons Roman "Tod am Ammersee" beschrieben. Die Protagonistin Carola Witt wird von Berlin nach Oberbayern beordert, um am Ammersee für ihren Chef den dortigen Listenplatz für die anstehenden Wahlen zu sichern. Allerdings platzt schon der erste Pressetermin, denn Carola entdeckt eine Leiche. Ein Restaurator wird tot in seiner Werkstatt aufgefunden.  Für die Ermittlungen ist Kommissar Lenz Meisinger zuständig, der zuweilen etwas mürrische Sohn von Carolas Vermieterin der Ferienwohnung vor Ort. Aber nicht nur Meisinger und sein Kollege interessieren sich für den Fall... "Tod am Ammersee" ist ein spannender Krimi mit Lokalkolorit, den ich uneingeschränkt empfehlen kann - der erste Fall, in den Carola Witt verwickelt wird. Insgesamt gibt es derzeit drei Bände dieser Ammersee-Reihe von Inga Persson. Bei Gelegenheit werde

Kolumnen mit Kultstatus

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Knapp 70 Kolumnen sind in "Jeder lügt so gut er kann - Alternativen für Wahrheitssucher" von Harald Martenstein zusammengefasst. Kolumnen über Themen wie politische Korrektheit, Migration, Feminismus, aber auch über private Probleme und Alltagssituationen.  Kurzweilig und mit Niveau, köstlich amüsant, intelligent und kritisch schreibt Martenstein, der unter anderem durch seine Kolumnen im "ZEITmagazin" bekannt ist, absolut unterhaltsam über das Leben mit allen Höhen und Tiefen. Mich hat das Buch sehr begeistert und gut unterhalten. Es ist die ideale Lektüre für zwischendurch, wunderbar geeignet auch als Geschenk. Das Buch hat 208 Seiten und ist im Penguin Verlag erschienen. Werbung unbezahlt | Rezensionsexemplar 

Außergewöhnlicher Nachkriegsroman

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Harald Martenstein erzählt in "Heimweg" von Joseph, einem jungen Mann, der aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrt. Seine Frau Katharina, eine schöne Tänzerin, zeigt sich nicht sonderlich erfreut darüber. Ihr liegen die Männer zu Füßen und sie träumt von einem besseren Leben, als Joseph es ihr bieten kann. Der Roman ist in Ich-Form geschrieben und wird aus der Sicht von Josephs Enkel erzählt. Harald Martenstein, der unter anderem auch durch seine Kult-Kolumnen im "ZEITmagazin" bekannt ist, hat mit "Heimweg" einen außergewöhnlichen Roman geschrieben. Zeitlich springen die einzelnen Kapitel durch mehrere Jahrzehnte der Nachkriegsgeschichte. Dabei gibt es keine chronologische Reihenfolge, was dem Buch durchaus Leben gibt. Ansonsten konnte mich die Lektüre nicht wirklich erreichen. Bis zur Hälfte fand ich sie sehr schleppend und eher langatmig. Danach gewinnt die Erzählung zunehmend an Fahrt, aber erst die letzten Kapiteln bringen Er

Gelungenes Krimi-Debüt

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    "Man muss nicht erst sterben, um ins Paradies zu gelangen, solange man im Alten Land lebt." Mit diesem und anderen Sprichwörtern sowie dem aktuellen Wochentag in der Geschichte werden die Kapitel des Krimis "Tod im Alten Land" von Daniel E. Palu überschrieben. Im Mittelpunkt steht Gabriele Berlotti, neu ernannter Hauptkommisar in Hamburg mit italienischen Wurzeln. Sein erster Fall verlangt ihm und seinem Team alles ab. Ein Journalist wird tot in seiner Wohnung aufgefunden. Und dieser Mord bleibt nicht der einzige. Dem Autor ist mit seinem ersten Roman eine absolut fesselnde und kurzweilige Lektüre gelungen. Gespickt mit brandaktuellen Themen wie Fake-News, Mauscheleien zwischen Politikern und Journalisten, Korruption und Ausländerhass ist das Buch bis zur letzten Seite spannend. Bleibt zu hoffen, dass es bald einen zweiten Fall für Berlotti geben wird und wir dann auch erfahren, wie sich das Privatleben des sympathischen Kommissars, dessen Herz

Ein Buch voller Magie

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Wer kennt sie nicht, die Augsburger Puppenkiste? Mit ihren berühmten Figuren wie Jim Kopf und Lukas, dem Lokomotivführer, Urmel aus dem Eis und dem Kasperl. Thomas Hettche hat einen Roman geschrieben über sie. Einen Roman über die Puppenkiste und über die Familie Oehmichen, die die Marionettenbühne gegründet hat, aber auch über die Zeit damals. Es ist die Zeit des 2. Weltkriegs, der so viel Leid gebracht hat und 1944 in einer Bombennacht auch Augsburg zerstörte. Ein zwölfjähriges Mädchen gelangt nach einem Besuch einer Theater-Vorstellung durch eine Tür in eine Fantasiewelt auf dem Dachboden der Augsburger Puppenkiste. Dort trifft sie auf die berühmten Marionetten und auf die junge Hatü, die Tochter von Walter Oehmichen. Und Hatü beginnt zu erzählen. Hettche lässt die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielen. Diese werden hervorgehoben durch verschiedene Schriftfarben. Blau für die Vergangenheit, Rot für die Gegenwart. Man ist sofort gefangen und mittendrin