Ein Buch voller Magie


Wer kennt sie nicht, die Augsburger Puppenkiste? Mit ihren berühmten Figuren wie Jim Kopf und Lukas, dem Lokomotivführer, Urmel aus dem Eis und dem Kasperl.

Thomas Hettche hat einen Roman geschrieben über sie. Einen Roman über die Puppenkiste und über die Familie Oehmichen, die die Marionettenbühne gegründet hat, aber auch über die Zeit damals. Es ist die Zeit des 2. Weltkriegs, der so viel Leid gebracht hat und 1944 in einer Bombennacht auch Augsburg zerstörte.

Ein zwölfjähriges Mädchen gelangt nach einem Besuch einer Theater-Vorstellung durch eine Tür in eine Fantasiewelt auf dem Dachboden der Augsburger Puppenkiste. Dort trifft sie auf die berühmten Marionetten und auf die junge Hatü, die Tochter von Walter Oehmichen. Und Hatü beginnt zu erzählen.

Hettche lässt die Geschichte auf zwei Zeitebenen spielen. Diese werden hervorgehoben durch verschiedene Schriftfarben. Blau für die Vergangenheit, Rot für die Gegenwart.
Man ist sofort gefangen und mittendrin in der Geschichte. In einer Geschichte voller Phantasie und voller Melancholie. Und auch mittendrin in der Vergangenheit, in den Wirren des zweiten Weltkriegs.

Dieser Roman, der zu Recht für den Deutschen Buchpreis 2020 nominiert wurde, hat mich sehr berührt und begeistert. Er ist sprachlich so fein, so leicht, so voller Poesie.
Und ein wenig erinnert das Buch mit den beiden Erzählsträngen und den farbigen Texten an Michael Endes "Unendliche Geschichte". Verwunderlich ist dies nicht, denn "Herzfaden" ist auch eine Hommage an Michael Ende.

Die Lektüre gehört definitiv schon jetzt zu meinen Lese-Highlights dieses Jahres. Und ich kann sie jedem nur wärmstens empfehlen. Ein Buch, das man gelesen haben muss und das zurecht auf der diesjährigen Shortlist des Deutschen Buchpreises steht.

"Herzfaden" von Thomas Hettche hat 288 Seiten und ist im Kiepenheuer & Witsch Verlag erschienen.

www.kiwi-verlag.de/buch/thomas-hettche-herzfaden

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