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Es werden Posts vom März, 2021 angezeigt.

Melancholie

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  Eine einsame Telefonzelle - sie steht eine Tagesfahrt von Tokio entfernt. Telefonieren kann man hier nicht, zumindest nicht im herkömmlichen Sinne. Aber Gespräche kann man führen, wenn man den Hörer abnimmt, und den Stimmen seiner verstorbenen Angehörigen lauschen, die der Wind auf Reisen schickt. Die Radiomoderatorin Yui hat 2011 im Tsunami ihre Liebsten verloren. Daher kommt auch sie zur Telefonzelle am Ende der Welt, um an diesem magischen Ort ihrer Tochter und ihrer Mutter näher zu sein. Dort im Bell Gardia, dem Garten am Meer, lernt sie den Arzt Takeshi kennen, der ebenfalls einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat. Laura Imai Messina, die in Rom geboren wurde und mit dreiundzwanzig Jahren nach Japan zog, hat mit "Die Telefonzelle am Ende der Welt" einen wunderbaren Roman geschrieben, der in Italien und Großbritannien wochenlang auf der Bestsellerliste stand. Inspiriert von einer wahren Geschichte ist ein leises Buch entstanden, das einen sehr berührt und verza

Einfach großartig!

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  Um es schon mal vorweg zu nehmen - dieser Roman ist einfach wunderbar, ein Highlight am Bücherhimmel! Unbeschreiblich - dieses Gefühl, wenn einen ein Buch ab der ersten Seite berührt, ja, regelrecht von einem Besitz ergreift, in die Geschichte hineinzieht. Man fühlt mit den Protagonisten auf eine dermaßen intensive Art mit. So ging es mir bei Ewald Arenz' neuem Roman "Der große Sommer", der heute erscheint. Ich hatte das Glück, ein Leseexemplar zu bekommen und das Buch somit schon vorab lesen zu dürfen. Frieder ist 16. In der Schule kämpft er erfolglos mit Mathe und Latein, was dazu führt, dass er schließlich in die Nachprüfungen muss. Während seine Familie im Süden Urlaub macht, verbringt er die Sommerferien zu Hause bei seinen Großeltern und muss mit seinem Großvater lernen. "Der große Sommer" ist ein tiefgehender Coming-of-Age-Roman, der Anfang der 80er-Jahre spielt und zwischendurch in kurzen Abschnitten in unsere gegenwärtige Zeit springt und hier

Sehr leichte Unterhaltung ohne Tiefgang

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  Nina George Dean trägt ihren zweiten Vornamen nach George Michael von der Band Wham, denn deren Song "The Edge Of Heaven" war auf Platz 1, als Nina geboren wurde. An ihrem 32. Geburtstag macht sie sich wieder einmal Gedanken über ihr Leben, ihre Zukunft, vor allem über ihre Beziehungen. Auf einer Dating Plattform lernt sie Max kennen, der sie vom ersten Moment an begeistert. Alles scheint perfekt, doch dann verschwindet Max ohne Erklärungen wieder von der Bildfläche. Dieses Phänomen nennt man Ghosting. Glaubt man der Presse, so handelt es sich bei dem "Sunday Times-Bestseller" um einen tollen Wohlfühlroman, um ein unterhaltsames Buch für Frauen jeden Alters. Also ich muss gestehen, ich fand den Roman eher langweilig und unspektakulär. Ich hatte schon Probleme, in die Geschichte reinzukommen und nicht immer abzuschweifen, obwohl sie leicht geschrieben ist. Aber mir passierte einfach zu wenig. Zudem fand ich auch so gar keinen Zugang zu der Protagonistin. Einzi

Ein regelrechter Pageturner

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  1956 in Kassel: Angelika ist fast 16, geht aufs Gymnasium und hat eine Leidenschaft für die Fotografie. Eine Ausbildung in diesem Bereich zu machen, scheint aussichtslos, als die Schülerin von der Schule fliegt. Gleichzeitig in Ostberlin: Christine wird ebenfalls bald 16. Ihr Alltag ist bestimmt vom Leistungssport in der DDR. Als erfolgreichreiche Kunstturnerin soll sie darauf getrimmt werden, ihr Land bei den Olympischen Spielen zu vertreten. Geprägt von einschneidenden Erlebnissen müssen beide Mädchen ihren Alltag meistern und den richtigen Lebensweg finden in einer Zeit, die nicht einfach ist. Als schließlich 1961 in Berlin die Mauer gebaut wird, treffen die zwei jungen Frauen aufeinander. Die Bestseller-Autorin Katharina Fuchs hat mit "Lebenssekunden" ein beeindruckendes Buch geschrieben - ein Buch, das berührt, bewegt, das einen aufwühlt und auch zornig macht, wenn man sich das damalige Zeitgeschehen bewusst vor Augen führt. Der Roman springt in einzelnen Kapitel

Ein absolutes Lese-Highlight

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Dora, eine erfolgreiche Werbetexterin, erträgt die Großstadt nicht mehr und zieht mit ihrer Hündin von Berlin weg nach Brandenburg, wo sie sich in dem kleinen Dorf Bracken ein altes Haus gekauft hat. Hinter sich lässt sie nicht nur die Metropole, sondern auch ihren Freund Robert, der sich durch seine extremen Ansichten, unter anderem die Klimapolitik und den Lockdown betreffend, mehr und mehr von ihr entfernt. Auf dem Land erhofft sich Dora Ruhe und Abstand, merkt aber schnell, dass es alles andere als idyllisch ist in ihrem neuen Wohnort. Die Nachbarn entpuppen sich als rechtsgerichtet und entsprechen allen Vorurteilen. Und doch fühlt sich Dora zu diesen Menschen, die ihr auf ganz eigene Art Hilfe, Geborgenheit und Nähe geben, hingezogen. Juli Zeh, die für ihr Werk bereits vielfach ausgezeichnet wurde, hat mit "Über Menschen" wieder einen wuchtigen Roman geschrieben, der einen sofort packt. Sie schafft es, dass man hin- und hergerissen ist zwischen Abneigung und Sympathi

Zeitreise in die 60er Jahre

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  Annabel, Helga, Luise und Marie - die Wunderfrauen. So unterschiedlich die vier auch sind, wenn es darauf ankommt, halten sie zusammen. Dabei hat jede von ihnen ihr Päckchen zu tragen, denn das Leben meint es nicht immer nur gut mit ihnen. Stephanie Schuster entführt uns mit "Die Wunderfrauen - Von allem nur das Beste", dem zweiten Band der Trilogie, auf sehr unterhaltsame Weise in die 60er Jahre, in die Zeit des Rock 'n' Rolls, der Beatles und des Minirocks. Es ist aber auch die Zeit des Mauerbaus und der ersten Protestbewegungen. Wie schon in Band 1 "Alles, was das Herz begehrt", der uns aus den 50er Jahren berichtet, spielt die Geschichte in Bayern am Starnberger See. Als Leser hat man das Gefühl, eine Zeitreise zu machen und vor Ort zu sein, denn die Autorin schreibt sehr detailliert und bildlich. Mich hat die Lektüre so gefesselt, dass ich die 480 Seiten in zwei Tagen verschlungen habe. Eine tolle Geschichte, deren Ende absolut neugierig auf den d

Beeindruckender Roman über die Halligen

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Ellen ist 16, als sie mit ihrer Mutter auf eine Hallig kommt, um dort kurzzeitig zu leben. Zwanzig Jahre später kehrt sie zurück auf die kleine Marschinsel und möchte dort als Halliglehrerin Fuß fassen und Heimat finden. Doch nicht jeder ist begeistert von Ellens Plänen, und sie muss kämpfen, um von den Einheimischen akzeptiert zu werden. Unter dem Pseudonym Klara Jahn hat die Bestsellerautorin Julia Kröhn einen beeindruckenden Roman über die Marschinseln geschrieben. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen und springt abwechselnd in einzelnen Kapiteln von der Gegenwart zurück ins frühe 19. Jahrhundert. Bildlich und intensiv wird über die faszinierende Landschaft berichtet, über die einzigartige Flora und Fauna im Wattenmeer und über die besonderen Menschen dort. Man hat das Gefühl, vor Ort zu sein, kann das Salzwasser riechen, die Möwen hören,  den Wind spüren. Nicht nur wer den rauen Norden liebt, wird begeistert sein von diesem Roman. Die Lektüre ist im Heyne Verlag erschiene