Leise und doch so ausdrucksstark

"Ein Roman wie ein roter Burgunder, der auf den ersten Schluck ganz unkompliziert ist, aber dann einen unglaublich langen Nachhall am Gaumen hinterlässt." So beschreibt Denis Scheck das neue Buch von Judith Hermann. Sehr treffend, wie ich finde. 

Eine junge Frau arbeitet in einer Zigarettenfabrik. Sie bekommt ein Angebot von einem Magier, mit ihm auf Kreuzfahrt Richtung Asien zu gehen und mit ihm zu arbeiten - als "zersägte Jungfrau".
Zeitsprung: 30 Jahre später ist diese Frau geschieden - hat eine erwachsene Tochter, die immer irgendwo in der Welt unterwegs ist - und zieht zu ihrem Bruder ans Meer. Sie arbeitet dort in dessen Kneipe und möchte ein neues Leben beginnen.

Das alles klingt nach wenig Inhalt, unspektakulär, noch dazu, wo das Buch keine 200 Seiten hat. Und doch ist es eine Lektüre voller Kraft und Tiefgang, gleichzeitig leise und melancholisch.

Die Protagonistin ist eine Frau Ende 40.
Sie erzählt uns von ihrer Beziehung zu ihrem Ex-Mann, zu ihrer Nachbarin Mimi, zu ihrem Bruder und dessen Freundin Nike. Und wir erfahren, wie sie den Schweinebauern Arild, Mimis Bruder, kennen lernt.
Sie ist auf der Suche nach dem Daheim.
Judith Hermann bekam bereits zahlreiche Auszeichnungen für ihr Werk. "Daheim" wurde nun für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Ich kann diesen ausdrucksstarken Roman, der lange nachhallt, uneingeschränkt empfehlen.

Toll gestaltet finde ich zudem das Cover. Die Abbildung "Schiff ll" stammt von Karoline Kroiß.
Das Buch ist bei S. Fischer erschienen und hat 192 Seiten. 

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