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Mütter und Töchter

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Silvia Borowski ist Anfang 30, als sie beschließt, ihrer alten Heimat einen Besuch abzustatten. Raus aus der Großstadt, aus der nervigen Wohngemeinschaft, rein in den Kleinstadtmief.   So klaut sie sich das Auto eines Mitbewohners der WG in Berlin und fährt mit ihrem Baby, Tochter Hannah, nach Ildingen am Rande des Schwarzwalds zu ihrer Mutter. Es ist das Jahr 1989, die Monate vor der Wende.   „Junge Frau am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ war das Romandebüt von Alena Schröder.    Es  erzählt in der Gegenwart von der 27-jährigen Hannah und beginnt in Rückblicken in den 1920er Jahren mit Hannahs Urgroßmutter Senta.   Im Folgeroman „Bei euch ist es immer so unheimlich still“ erfahren wir nun, was dazwischen geschah. Von 1989 blicken wir ebenfalls zurück, beginnend in der Nachkriegszeit.  Wir erfahren, wie Evelyn bei ihrer Freundin Betty ein neues Zuhause findet und sich in Bettys Bruder Karl verliebt. Wie sie unter anderem mit dem Muttersein k...

Die Küstenliebe-Reihe geht weiter…

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  Schon wieder ein Post zu Svenja Lassens „Küstenreihe“? Ja, denn nun habe ich mit „Sonnenküsse“ den zweiten Band gelesen und damit wieder eine schöne Auszeit in Flensburg genossen - zumindest literarisch.  Wer steht diesmal im Mittelpunkt? Wir lernen Alina aus Bochum kennen, deren Mutter nach schwerer Krankheit verstorben ist. Bei der Wohnungsauflösung findet Alina Hinweise zu ihrem Vater, den sie nie kennengelernt hat. Bisher war sie von einem Urlaubsflirt ihrer Mutter ausgegangen. Nun führen die Spuren allerdings zu einer kleinen Brauerei in Flensburg. Alina beginnt im Internet zu recherchieren. Wie gut, dass auf der Website der Brauerei gerade eine Stelle ausgeschrieben ist. Die junge Frau bewirbt sich einfach mal… „Sonnenküsse“ ist wie die anderen beiden Romane „Muschelträume“ und „Seesterntage“ ein leicht und schnell zu lesender Wohlfühlroman. Ort der Handlung ist auch hier überwiegend wieder die Gegend um Flensburg. Man kann das Buch unabhängig von den anderen beiden le...

Ein Glas voller Glücksmomente

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Nachdem ich im Rahmen einer Leserunde bei LovelyBooks den neuen Roman von Svenja Lassen „Seesterntage“ kennenlernen durfte, wollte ich mehr über die Freundinnen erfahren, die in der Reihe „Küstenliebe“ eine Rolle spielen. Nach Band 3 habe ich mir nun das Hörbuch von „Muschelträume“ zugelegt, denn damit fing alles an.   Nora, Ende zwanzig, beschließt, ihrem Freund Markus nach München zu folgen. Der wohnt und arbeitet dort bereits. Noras Wohnung in Münster ist also gekündigt, die Umzugskartons sind gepackt. Die neue Stelle an einem Klinikum in München wartet auf sie.  Doch einen Tag bevor es für Nora losgeht, erhält sie von Markus einen Brief, in dem er sie um eine Auszeit bittet, was ihre Beziehung betrifft. Nora fällt aus allen Wolken. Was soll das? Und was nun? Wohin jetzt ohne Wohnung und wie soll es weitergehen? Nora beschließt, ihre Freundin und ehemalige Kollegin Lara an der Ostsee zu besuchen und dort auf dem Gendarmstien wandern zu gehen, um wieder zu sich selbst zu fin...

Winterliches Hygge-Feeling

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„Ein Tatoo-Studio neben einem kleinen Hygge-Lädchen. Das passt ja nun wirklich nicht. Da tauchen am Ende noch lauter Rocker auf in dem schönen Hinterhof. Also nein, das geht nicht!…“ So denkt zumindest Lara, die gemeinsam mit ihrer Schwester Linn ein Geschäft mit Vintage-Möbeln führt. Lara und Linn sind Zwillinge, könnten aber unterschiedlicher nicht sein. Die eine gewissenhaft und pflichtbewusst, die andere sehr flatterhaft und unzuverlässig. So kommt es, dass Lara in der Adventszeit wieder einmal alleine dasteht mit der Arbeit, während sich Linn von jetzt auf gleich ohne Absprache eine Auszeit nimmt.  „Hygge Up“ heißt der gemeinsame Laden mit Vintage-Sachen in dem kleinen Fahrensmann-Hof, in dem es noch verschiedene andere nette Geschäfte gibt. Und nun kommt ein Tattoo-Studio dazu. Geführt wird es unter anderem von Hendrik, dem Ex-Freund von Linn, der Lara ein Dorn im Auge ist.  Svenja Lassen hat mit „Seesterntage“ den dritten Band der Reihe „Küstenliebe“ geschrieben. Im Mit...

Verdient auf der Shortlist

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„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen?   Worum geht’s? Die Geschichte beginnt 1989 in der DDR zur Zeit der Wende. Muna ist fast 18 und lebt zusammen mit ihrer alkoholkranken Mutter, einer Schauspielerin, in der fiktiven Stadt Jüris. Der Vater ist bereits verstorben.  Als die Abiturientin den Lehrer und Fotografen Magnus Otto kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von ihm und verliebt sich in ihn. Es kommt zu einer gemeinsamen Nacht, aber schon bald ist Magnus wieder verschwunden, scheinbar spurlos.  Sieben Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Und es entwickelt sich eine Beziehung, die toxischer nicht sein könnte, ein Irrsinn, einfach ein Wahnsinn - Magnus, ein Wahnsinniger. Muna kommt nicht mehr von ihm los. Schiebt alles, was schief läuft, auf sich, gibt sich selbst die Schuld.  Diese Frau hat studiert, promoviert und...

Elegant und stilvoll

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Bei Ferdinand von Schirach kann ich mich immer nur wiederholen. Er schreibt mit einer Eleganz, die Worte wohl gewählt, keines zu viel. Auch mit seiner neuen Lektüre „Regen“ konnte er mich wieder begeistern.   Die Erzählung erstreckt sich lediglich über knapp 60 Seiten und beinhaltet doch so viel.  Sie ist in Form eines Einmannstückes geschrieben. Und Ferdinand von Schirach wird damit auf Tournee gehen. Er selbst spricht dann den Theatermonolog auf der Bühne.  „Regen - Eine Liebeserklärung“ Ein Mann kommt vom Regen durchnässt in eine Bar und beginnt zu erzählen - erzählt von seiner Rolle als Schöffe. Er wurde für dieses Amt ausgewählt, muss es antreten, aber es widerstrebt ihm. Er spricht über seine Gedanken, über banale Dinge, aber auch Tiefgehendes.  „Das Schreiben selbst kann rauschhaft sein, aber es ist im Rausch nicht möglich zu schreiben.“ Ein Satz aus dem zweiten Teil der Lektüre, der aus einem Interview besteht, das bereits 2022 im Magazin der „Süddeutschen Ze...

Zwei starke Frauen

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Dr. Britta Stoever - Wissenschaftliche Mitarbeiterin Institut für Geographie, Universität Hamburg So steht es auf alten Visitenkarten, die Britta noch stapelweise beim Umzug findet. Ihre Stelle an der Uni hat sie allerdings längst aufgegeben. Inzwischen ist sie auf Wunsch ihres Mannes mit ihm und den beiden Kindern von Hamburg in die Vier- und Marschlande an der Elbe gezogen. Dort besitzt die Familie seit Kurzem ein Einfamilienhaus, in dem sich Britta jedoch nicht wirklich wohl fühlt.  Beim Spazierengehen wird die Geografin auf den Namen Abelke Bleken aufmerksam, welchen sie auf einem Straßenschild entdeckt. Was hat es mit dieser Frau auf sich? Neugierig geworden fängt Britta an zu recherchieren.  Springen wir zurück ins Mittelalter:   Abelke Bleken ist eine starke, alleinstehende Frau und hat einen eigenen Hof. Sowas ist im 16. Jahrhundert absolut nicht gewöhnlich, und bei der Bevölkerung, vor allem bei den Männern, eckt Abelke durch ihr selbstbewusstes Auftreten stark a...