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Meditativ und märchenhaft

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Ein neuer Roman von Muriel Barbery, der Autorin des Bestsellers "Die Eleganz des Igels", ist erschienen. Was erwartet uns? Wir lernen die Botanikerin Rose kennen. Die verschlossene Französin ist vierzig und hat trotz ihres Berufes kein Auge für die Schönheit der Natur. Nüchtern und nahezu aggressiv begegnet sie ihren Mitmenschen. Ebenso lernen wir den Belgier Paul kennen, den Vertrauten von Roses verstorbenem Vater Haru. Von Paul wird Rose zur Testamentseröffnung nach Japan gebeten. Sie reist nach Kyoto, in die Heimat von Haru, den sie nie kennengelernt hat. Dort in der Stadt der buddhistischen Tempel, der Zen-Gärten und Kaiserpaläste lernt Rose, sich zu öffnen - dem Leben und der Liebe. "Eine Rose allein" ist ein Buch, das man ganz langsam lesen und genießen sollte. Die einzelnen Kapitel werden durch kurze märchenhafte, sehr philosophische Erzählungen getrennt. Für mich hatte der Roman etwas Meditatives, etwas Magisches. Man begibt sich auf eine Reise und taucht in...

Ein Roman zum Entschleunigen

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Alinas Leben läuft alles andere als rund. Ihre Beziehung geht in die Brüche, somit hat sie keine Wohnung mehr, und auch mit ihrem Job ist sie nicht glücklich, sodass sie diesen kündigt. Von jetzt auf gleich steht sie in Frankfurt vor einem Scherbenhaufen. Als einziger Zufluchtsort kommt für sie das Haus ihres Großvaters in Frage. Ein altes Haus am Waldrand in dem kleinen Dorf Spechthausen in Brandenburg. Dort inmitten der Natur verbrachte Alina als Kind immer ihre Ferien. Nach und nach kommen mehr und mehr Erinnerungen an die glückliche Zeit damals zurück. Und an diesem Ort kann Alina in Ruhe über die Vergangenheit, aber auch ihre Zukunft nachdenken. "In den Wäldern der Biber" von Franziska Fischer ist ein ruhiges, wohltuendes Buch. Ein Roman zum Entschleunigen. Die Geschichte klingt nicht wirklich spektakulär, und doch ist es eine besondere Lektüre. Leise, sehr angenehm erzählt, sprachlich ganz fein und melancholisch. Man hat beim Lesen das Gefühl, das Zwitschern der Vögel...

Brillant erzählt - Barbara Leciejewskis neuer Roman

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Wenn ein Buch zu Herzen geht, einen zu Tränen rührt und gleichzeitig zwischendurch schmunzeln lässt, wenn man es nicht mehr aus der Hand legen möchte bis zur letzten Seite - dann hat die Autorin vermutlich alles richtig gemacht. Barbara Leciejewski gelingt es auf jeden Fall immer wieder, mich zu packen und mitzunehmen. Diesmal durfte ich für kurze Zeit abtauchen und in die WG von Gunilla und ihren Mitbewohnern in München einziehen. Ich habe Gunillas Sohn Michel mit seiner etwas speziellen Art kennengelernt, die verschlossene Rose sowie Kurt-Georg, kurz KG genannt. Sie alle haben ihr Päckchen zu tragen und erzählen nach und nach aus ihrem Leben. Und dann ist da natürlich noch die Pianistin Anna. Sie ist die Hauptfigur der Geschichte. Vor sechs Jahren starb ihr Freund Jeremias bei einem Verkehrsunfall. Für Anna blieb die Welt damals stehen. Sie verließ ihre Wohnung nur noch wenn nötig und igelte sich ein. Doch dann melden die Vermieter Eigenbedarf an. Für Anna heißt das, sie muss die g...

Magische Momente im Café Sonnigsüß

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  Wenn man den Duft frischgebackener Zitronentarte in der Nase hat, dann schmökert man vermutlich gerade in Marina Kirschners neuem Roman "Zusammen sind wir wundervoll". Denn man hat beim Lesen fast das Gefühl, sich direkt in Annas Backstube zu befinden. Das Café "Sonnigsüß" in Salzburg - hier zaubert Anna verschiedenste Kuchen und Torten. Süße Leckereien, die einem magische Momente bescheren. Anna ist Anfang 30 und führt seit einigen Jahren mit Leidenschaft das Café ihrer Oma weiter. Es ist ein Ort, wo Menschen zusammenkommen, sich wohl und geborgen fühlen. Wie zum Beispiel die 11-jährige Mira, die Wissen aufsaugt, wie ein Schwamm. Die Mathe und Physik mag - alles nachvollziehbar und beweisbar, im Gegensatz zu Gefühlen. Gefühle machen das Leben kompliziert, findet Mira. Sie ist nicht gerne zu Hause. Viel lieber trifft sie sich nach der Schule bei Anna mit Herrn Havel, einem verwitweten älteren Herrn, mit dem Mira wunderbar philosophieren kann. Und dann ist da n...

Die sieben Schwestern

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Bis vor kurzem war ich ja noch der Meinung, dass die Reihe der "Sieben Schwestern" von Lucinda Riley nichts für mich ist. Vor vielen Jahren habe ich von der Autorin "Das Orchideenhaus" gelesen. Ich kann mich erinnern, dass es ganz nett war, mehr aber auch nicht. Somit wollte ich meine kostbare Lesezeit nicht in so 'leichte Kost' investieren, zumal es sich um sieben dicke Wälzer handelt. Tja, und dann habe ich vor drei Wochen in unserer Gemeindebücherei mal die ersten Seiten von "Die sieben Schwestern" gelesen... und kam nicht mehr davon los. Inzwischen bin ich beim sechsten Buch und immer noch sehr begeistert. Besonders neugierig bin ich auf "Die verschwundene Schwester". Da gehen die Meinungen ja extrem auseinander. Mein Fazit bisher: Ja, es ist leichte Kost, aber toll und spannend erzählt. Und sehr gut gemacht finde ich in den einzelnen Romanen die Sprünge in die Vergangenheit und die damit verbundenen historischen Geschichten. Von m...

Elizabeth Strout - immer wieder großartig!

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  Ein neues Buch von Elizabeth Strout - da weiß man im Vorfeld schon, dass einen Großartiges erwartet. Und tatsächlich ist "Oh William" wieder meisterhaft geworden. Die Protagonistin Lucy Barton ist uns bereits aus den Romanen "Die Unvollkommenheit der Liebe" und "Alles ist möglich" bekannt. Nun blicken wir mit ihr zurück. Wir blicken zurück auf ihre Ehe mit William, ihrem ersten Mann, mit dem sie sich nach wie vor verbunden fühlt. Ganz klassisch greift Elizabeth Strout in dieser Lektüre wieder alltägliche Themen auf und  schreibt sehr einfühlsam, aber auch mit einer Prise Humor unter anderem über Ehe, Familie, Trauer und das Älterwerden. Entstanden ist ein Buch voller Herzenswärme - einfach sensationell und absolut empfehlenswert! "Oh William" ist im Luchterhand Verlag erschienen, wurde aus dem Amerikanischen von Sabine Roth übersetzt und hat 224 Seiten.  www.penguinrandomhouse.de/Oh-William/Elizabeth-Strout

Vom Anderssein und von weißem Badeschaum

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  Lena Gorelik ist eine deutsche Schriftstellerin mit russisch-jüdischen Wurzeln. 1992 kam sie als 11-Jährige mit ihrer Familie nach Ludwigsburg. Wie fühlt es sich an, wenn man fremd ist? Wie wird man heimisch in einem Land, dessen Sprache man erst lernen muss? Die Autorin hat darüber einen autobiografischen Roman geschrieben und sich in "Wer wir sind" unter anderem mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Sie erzählt uns von ihrer ersten Begegnung mit wunderbarem Badeschaum, von dem Glücksgefühl, das die weiße Pracht in ihr ausgelöst hat, erzählt von ihrer ersten Original-Barbie aus den USA. Und sie greift in ihrem Buch unter anderem auch Themen wie Antisemitismus und Rassismus auf. Die Journalistin und Schriftstellerin hat mit "Wer wir sind" wieder eine großartige Lektüre geschaffen. Sie versteht es meisterhaft, mit Worten zu spielen. Nicht umsonst wurde sie bereits vielfach für ihre Werke ausgezeichnet. Ich hatte das Glück, Lena Gorelik vor ein paar Tagen live ...